„Von Herlan & Co zu Herlanco GmbH – Kontinuität & Wandel in 3 Generationen"
Dr. Thomas Herlan, Inhaber in dritter Generation, führt durch die Entwicklung der Firma. Integriert wurde ein ausführliches Zeitungsinterview seines Vaters Friedrich W. Herlan aus den 50er-Jahren. Das Gespräch lag im Orginal vor. Auszug auf dem Kapitel: „Einzigartig: Industrie-Schau in New York, 1949“
Dr. Thomas B. Herlan (Enkel des Firmengründers): Die Industrie-Schau in New York ist für meinen Vater und die Firma nicht nur ein großer geschäftlicher Erfolg, sondern die Reise in die USA prägt ihn nachhaltig. Im SPIEGEL, Ausgabe 13/1949, erscheint ein Vorabbericht über diese erste deutsche Industrie-Messe auf nordamerikanischem Boden:
Um die Rückfracht zu sparen – Wenn es schief geht
[…] Auf den 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche des Rockefeller-Museums für Industrie und Wissenschaft, New York City, Plaza 30, werden rund 430 Firmen einen Querschnitt durch die heutige deutsche Industrie-Produktion zeigen. Vom Gablonzer Christbaumschmuck bis zur kompletten Einrichtung für Operationssäle gingen Waren im Werte von 3 bis 4 Millionen D-Mark durch die Hände der Hamburger Spediteure Bauer & Hanselbart. Die Schmuckwarenindustrie ist durch 113 Firmen, die Textilbranche durch 48 und die Lederindustrie durch 30 Betriebe vertreten. 50 Unternehmen stellen Präzisionsinstrumente aus. Die Röntgen-Firma Seifert & Co. schickt ein Universalgerät für Feinstrukturuntersuchungen organischer und anorganischer Stoffe und eine Isolux-Röhre zur Prüfung von Schweißnähten im Dampfkesselbau. […] Ein Quadratmeter Ausstellungsfläche kostet 660 DM Miete. Das drängt einen großen Teil der Teilnehmerfirmen zu Ausstellungsgruppen zusammen. [...]
Durch Sonderartikel in amerikanischen Handelszeitungen, Plakaten in Reisebüros und Klebezetteln auf Briefumschlägen wird Stimmung für die deutsche Ausstellung gemacht. Der deutsche Volkswagen, die Armbanduhr-Kamera der bayrischen Firma Steinach & Co. und „4711“ fungieren als die zugkräftigsten Messeschlager. […] Die Amexo-Vermittlung hält in der Nähe des Rockefeller Center Hotelunterkünfte (Übernachtung 6 bis 7 Dollar) reserviert. [...]
Friedrich W. Herlan (Sohn des Firmengründers): Im Spätjahr 1948 regte die amerikanische Militärverwaltung an, aus dem Gedanken heraus, dass wir Deutschen ja doch unterstützt werden müssen, eine deutsche Industrieausstellung in New York abzuhalten. Sie fragten bei verschiedenen Firmen an – unter anderem auch bei uns, ob wir an einer solchen Ausstellung interessiert seien. Jeder riet mir davon ab, auch meine amerikanischen Geschäftsfreunde rieten mir davon ab – es sei unmöglich, mit deutschen Maschinen in Amerika ins Geschäft zu kommen. Aber ich entschloss mich doch gegen den Rat aller, an der Ausstellung teilzunehmen.
Es war natürlich für unsere Firma ein ¾ Jahr nach der Währungsreform eine große Belastung, an einer solchen Ausstellung teilzunehmen. Ich fuhr selbst hinüber und stellte meine Maschinen aus – die Ausstellung war damals im Rockefeller Center in New York und siehe da, wir waren neben „Rosenthal“ die Firma, die den größten Verkaufserfolg aufweisen konnte, wobei zu sagen wäre, dass die Rosenthal-Exporte schon vor der Ausstellung abgeschlossen waren und bei der Ausstellung lediglich noch mal nominiert wurden. Unser effektives Verkaufsergebnis war tatsächlich das höchste auf dieser Ausstellung. Das Motiv des Wagens und Vertrauens auf die Leistung und das Kennen seiner Grenzen tritt zum zweiten Male auf.
Als Abschluss der Ausstellung – bei meiner Rückkehr zu meinem Geburtstag [28.04.] – erschien ein Bild von mir in der damaligen amerikanischen Zeitung auf der letzten Seite – das war für mich eine besondere Empfangsfreude, als ich in Frankfurt ankam und das sehen konnte mit der Titelzeile, dass die Firma Maschinenfabrik Herlan in New York einen großen Erfolg gehabt hat. Das war die „Neue Zeitung“, die das Bild im Wirtschaftsteil brachte. Ich war auf diesem Bild mit meiner Maschine abgebildet und zwar gerade bei der Vorführung im Rockefeller Center in New York.
Bei der New Yorker Industrieschau standen Spezialmaschinen im Mittelpunkt des Interesses. Hier zeigt Herr Herlan, Karlsruhe, seine vollautomatische Tubenpressmaschine, die täglich 25.000 Tuben liefert. Sie erzielte einen besonderen Kauferfolg.
Dr. Thomas B. Herlan: Im „Echo aus Baden“, einer Sendung von Radio Stuttgart, Studio Karlsruhe, wird am 29. April 1949 folgender Bericht gesendet:
Soeben traf aus New York ein Bericht unseres Mitarbeiters Dr. Wilhelm Sandfuchs ein, der von der Vertretung Badens bei der New Yorker Industrie-Ausstellung erzählt.
Sprecher:
Zum ersten Male seit Kriegsbeginn stellte die deutsche Industrie die Erzeugnisse ihres Schaffens in den Vereinigten Staaten zur Schau. 4 Tage hindurch konnten ihre Vertreter bei der Deutschen Industrie-Ausstellung in New York den Interessenten Einblick in den Stand ihrer Produktion vermitteln. […] In der Eingangshalle schon traf der Besucher die ersten Vertreter der badischen Industrie. Die Mannheimer Heinrich Lanz-Werke hatten ihren neusten Bulldog ausgestellt, der reges Interesse fand. Unter der Riesenkarte der „Luftbrücke“ hatte die Karlsruher Maschinenfabrik Herlan ihren Stand aufgeschlagen. Man musste oft regelrecht Schlange stehen, ehe man die große Tubenherstellungsmaschine näher beschauen konnte, so stark war der Andrang. „Aus allen Teilen Amerikas“, so erzählte Herr Herlan dem Reporter von Studio Karlsruhe, „sind die Interessenten gekommen. Viele brachten ihre Ingenieure und Fachleute mit, um die Maschine genauestens zu studieren und bei der Tätigkeit zu beobachten. Da sie einfach zu bedienen, besser durchkonstruiert, weit leistungsfähiger als die amerikanischen Maschinen ist, hat sie die volle Anerkennung der Besucher gefunden.“ „Very clever“ - „wunderschön ist nix dagegen“ meinte gerade ein Gast, während wir uns unterhielten. Das Verkaufsergebnis hat denn auch die Erwartungen des Karlsruher Ausstellers weit übertroffen. Die Herlan A. G. [KG] steht – neben Rosenthal-Porzellan – an der Spitze der Erfolgsliste der New Yorker Industrie-Ausstellung. […]
So wurde die erste Nachkriegs-Exportschau der deutschen Industrie in New York ein großer wirtschaftlicher Erfolg und für viele Amerikaner und Deutsche ein großes Erlebnis.